Montag, 11. August 2014

San Blas - Das Paradies oder ein riesengroßer Fehler?!? 7.-10.08.

Wenn ihr das lest, haben wir wieder festen Boden unter uns. Oder wir saufen in den nächsten 30 Stunden ab und keine Sau wird das je lesen...
Ok, das läuft wohl unter Galgenhumor, in weniger als drei Stunden gehts auf hohe See. Doch nun von vorne:
Vorgestern um halb 6 früh kamen ein paar Jeeps ins Hostel, luden uns ein und los gings. Jetzt weiß ich definitiv, was man mit Sardinen in der Dose meint. Wir saßen ganz hinten, mein linker Fuß war schon nach wenigen Minuten im Tiefschlaf so zusammengefaltet war ich. Und die Sardinendose stand natürlich im Kühlschrank... Der Kühlschrank wurde ganz offensichtlich von einem verrückten Rallyefahrer gefahren und das über mehr oder weniger gut ausgebaute Serpentinen. Ach ja, außerdem regnete es und mein Rucksack lag nur notdürftig bedeckt auf dem Dach... Nach knapp drei Stunden durften wir die Dose verlassen, ich merkte dass ich tatsächlich zwei Beine hatte... und einen halbnassen Rucksack. Von dort aus ging es dann direkt weiter auf ein kleines Boot, das uns aufs Meer auf die Independence brachte, unser Zuhause für die nächsten vier Nächte. Mit uns kamen etwa15 weitere Verrückte an und mehrere Paletten Bier und einige Flaschen Rum, zwei Hunde und ein Motorrad. Während wir noch auf die letzte Ladung warteten, machten wir uns schon mal mit dem ersten Bier bekannt... Wir sind ein bunt gemischter Haufen. Ein Weltumseglerpaar aus Dänemark bzw. Brasilien,  zwei Hippies Anfang 60, zwei Paare  mit Hund, etwas älter als wir, und ein paar Kiddies Anfang 20. Nach dem ersten Bier gings nahtlos weiter mit dem Begrüßungspunch von Captain Michelle. Und los ging die Fahrt. Das Wetter war noch nicht so toll, es nieselte ganz leicht, was uns aber nicht davon abhielt, das Vorderdeck zu befüllen. Die Zimmer  wurden verteilt, irgendwie bekamen wir das Loch. Ähnlich einem Alkoven im Wohnmobil, aber für meinen Geschmack zu niedrig, keine Chance sich darin aufzusetzen. Weswegen ich bisher auch noch nicht drin war... Nach kurzer Zeit gabs Lunch, gekocht vonunsrer Crew Laura, Victor und Daniel, die es echt drauf haben. Nur leckeres Essen! Kurz darauf erreichten wir unseren ersten Ankerplatz zwischen idyllischen Inselchen, wo wir über Nacht blieben. Es ging das erste Mal ins Wasser. Später fuhren wir mit einem kleinen Boot auf eine der Inseln, noch eine sehr touristische, mit Strandbar. Es floss reichlich Bier, dann gabs ein kleines Volleyballmatch. Wehe meine Schüler beschweren sich nochmal über die ach so harten Bälle, dann spielen wir auch mal mit nem Fußball... Nach einem weiteren Bier im Meer und einem Salsa und Merengekurs für die Jungs gabs Abendessen. Fisch mit süßem Reis und Salat. Ok, für meinen Geschmack sah der Fisch etwas zu sehr nach Fisch aus. Und Gräten hatte er auch ohne Ende. Später gings zurück aufs Schiff. Als der jüngste Teil der Besatzung dann mit den Saufspielchen anfing hatte ich doch so ein leichtes Deja-Vu. Alex, weißt noch, Halong Bay?!? Da ich also schon vor drei Jahren entschieden hatte, dass ich für diesen Kindergarten zu alt bin, verzog ich mich mit meinem Rum aufs Vorderdeck, den Sternenhimmel ankucken. Eigentlich wollte ich auch genau dort schlafen,  aber als ich vom Zähneputzen zurück war, saß der Kindergarten in meinem Bett. So suchte ich mir ein chilliges Plätzchen weiter hinten. In unser Loch wollte ich keinesfalls. Für meine Verhältnisse schlief ich relativ gut. 

Bis die Sonne früh aufging. Wir fuhren früh weiter, etwa ne knappe Stunde zu den nächsten Inselchen. Wie aus dem Bilderbuch, die Sonne schien auf die Miniinseln mit einigen Palmen und Sandstrand außenrum. Die Kinder schliefen noch, da war ich schon das erste Mal zum Strand rüber geschwommen. Genial. Kurz darauf gabs Frühstück,  danach gings gleich wieder ins Wasser. Schwimmen, am Strand liegen, Schnorcheln ohne was zu sehen, Kayak fahren... Schon toll. Mittags sammelten wir neun weitere Passagiere ein, jetzt wurde es echt voll. Nach dem Mittagessen gings weiter zu der Stelle, wo wir auch heute Abend noch sind. Selbes Programm. Schwimmen, Kayak, von Board springen, chillen, lesen. Die Kindle-Connection hier rules! Ach ja, und es wurde ein großes Luftkissen aufgepimpt und hinten ans Boot gehängt. Nach dem Abendessen fuhren wir mit dem Dingi an den Strand,  wo ein Lagerfeuer brannte. Unsre Seglerin Benedicta unterhielt uns mit selbstgeschriebenen Songs und ihrer Gitarre. In dieser Nacht waren wir dann schlauer und belegten gleich unsren Schlafplatz. Und Tatsache:wir waren keine zwei Minuten weg, da saßen schon wieder welche auf unsren Decken! Haben wir ihnen aber schnell verklickert, dass das nix wird. Naja, schlafen war dann auch nicht, dank Saufspielchen und schlechter Musik. Kurz nachdem ich eingeschlafen war, wachte ich auch schon wieder auf: Es gewitterte... Also schnell hoch unters Dach, wo wir noch ein Plätzchen fanden. Dafür wurden wir kurz darauf von einer Saufnase fast erschlagen, weil der von der Bank auf uns drauf fiel. 

Naja, kurz darauf war die Nacht eh zu Ende. Ausgeschlafen ist anders... Egal, einmal ins Wasser und schon wars wieder besser. Der Tag heute verlief ähnlich wie der gestrige. Wie man sich das Paradies halt so vorstellt. Heute wurde das ganze noch getoppt durch eine neue Sportart. Wer hat schon mal Kayakboarding gemacht?!? (Man nehme ein Motorboot, binde ein Kayak hinten ran und versuche sich drauf zu stellen und nicht mehr runter zu fallen...) Echt lustig. Wie Snowboarden auf der Buckelpiste mit geschlossenen Augen. Irgendwann wurde dann das Abendessen von ein paar Kuna angeliefert: Etwa 20 Lobster, natürlich lebend... Die dann einer nach dem anderen im Kochtopf verschwanden... Am frühen Abend fings dann wieder an zu gewittern. Wir sammelten fleißig Regenwasser und verdienten uns damit eine Gratisflasche Rum. Danach gabs die Henkersmahlzeit, den Lobster. Für die meisten von uns wohl das erste Mal überhaupt. Kann man echt essen! Auch wenn mir die Zubereitungsart widerstrebt. Jetzt ist es zehn Uhr. Vor ner Stunde gabs die letzten Anweisungen vom Captain. Was wir tun sollen und was nicht und wo wir wie hinkotzen sollen... Und dass wir uns gefälligst alle vorher eine Tablette von ihm holen sollen. In zwei Stunden gehts dann los, nach weiteren 1,5h werden wir dann die offene See erreichen. Uns wurde Sturm prophezeit... Keine Ahnung wo ich schlafen soll. In dem Loch auf keinen Fall. An Deck vorn dürfen wir nicht sein, unterm Dach auch nicht, da braucht der Boss die Crew. Hoffe mal es regnet nicht zu stark, dann hau ich mich aufs hintere Deck...
So, soweit für heute,  weiter gehts wenn ich nimmer kotzen muss...
Ok, endlich in Cartagena an Land und der Erdboden schwankt  nicht mehr. Die erste Nacht an Deck war noch ganz ok. Gut gepennt, nur unter Deck gehen durfte ich nicht, wobei da die Luft so zum Schneiden war, das hätte ich net mal ohne Geschaukel ausgehalten. Früh dachte ich auch noch alles gut, bis ich mich dann unter Deck umgezogen hab. Von da an lag ich dann nur noch flach, da gings mir aber dann recht gut. Nur bewegen und essen war nix... 4 Scheiben Toast und ein kleiner Apfel waren meine ganze Tagesration. Äähm... minus ein Apfel... Die besten 5 Minuten des Tages waren die, als der Captain zum Badestopp rief. 5 Minuten ohne Geschaukel. Wenns nach mir gegangen wäre,  hätte man mich auch gerne hinten ans Boot binden können... Als dann aber die Kotzpastillen vom Captain ausgingen, lagen auch noch einige flach. Alle außer Forni, die ganz offensichtlich vom Seebären abstammt... Wobei mir langfristig meine nahe Verwandtschaft zum Affen doch lieber ist. Und so vegitierte ich Landaffe den restlichen Tag vor  mich hin. Nachts schlief ich aber wieder gut, das hatte ich voll drauf... Gegen vier Uhr früh liefen wir dann auch in Cartagena ein. Und das Geschaukel endete. Später gabs dann noch Frühstück,  jeder versuchte, seine verstreuten Einzelteile zusammen zu sammeln und dann wurden wir im Dingi ans Land geschifft. Mit dem Taxi gings zum Hostel und endlich unter eine nicht schwankende Dusche.
Fazit der ganzen Sache: Der Faktor Paradies hat eindeutig überwogen,  auf den letzten Tag hätte ich aber gut und gerne verzichten können...

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