So, der bisher härteste Teil unses Urlaubs ist vorbei. Frisch geduscht und ausgeschlafen sitz ich wieder im Hostel und schone meine Füße. Aber alles von Anfang an:
Tag 1: Sonntag morgen um 9 wurden wir im Hostel eingesammelt mit unseren kleinen, aber doch ordentlich schweren Rucksäcken. Erstmal ins Büro von Ecoturs, wo wir schon mal um unser Geld erleichtert wurden. Dort fiel unser Blick zum ersten Mal auf das Gepäck eines etwas älteren deutschen Paars. Sie mit einem Rucksack, der schon meinem großen Konkurrenz machen würde und ich schloss im Kopf schon erste Wetten ab, wie lange das gut gehen würde... Dann wurde unsre Gruppe in den Jeep verladen. Zumindest 9 davon, das deutsche Paar, passte nicht mehr rein und wurde extra transportiert. In unsrem Jeep fanden sich 9 Personen, alle etwa in unsrem Alter. Marina und Robert aus Deuschland, Peter aus Australien, Rory und John aus Irland und Fanny und Nicolas aus Frankreich. Alles in allem eine super geile Truppe. Dazu kamen Camacho, unser Guide, seine Frau als Köchin und Sergio zum Übersetzen. Hätten wir aber auch ohne ihn geschafft, Camacho hatte eine super klare Aussprache.
Los gings nach El Mamey, einem kleinen Dorf, das wohl nur wegen den Wandertouris existiert. Dort gabs Sandwich zum Mittagessen. Dann wurde die Sonnencreme aufgelegt und die Schuhe geschnürt. Der erste Abschnitt bis zu einem Naturpool sollte nur etwa 40 Minuten dauern, wir waren aber deutlich schneller. Und die Deutsche maulte zum ersten Mal über das Tempo von unsrem Guide... Nach einer kurzen Erfrischung gings dann richtig los. Insgesamt liefen wir etwa 1,5h sehr steil bergauf und das auf sandigem Untergrund. Schwitzend und schnaufend gings nach oben, mit einem Stopp, wo es frische Melone gab. Dreimal dürft ihr raten, auf wen wir ständig warten mussten. Richtig! Als wir schließlich ganz oben standen, kam sie plötzlich mit Sergios kleinem Rucksack und Sergio mit ihrem Sechs-Wochen-Urlaub-Modell... Und war fix und alle. Naja, von da an gings nur noch berab, vielleicht noch ne halbe Stunde und wir erreichten Camp 1. Was uns sehr positiv überraschte, es gab keine Hängematten, sondern Stockbetten, wenn auch nicht sehr bequem, echte Toiletten und sogar Duschen! Auch die anderen Camps sollten sich als ähnlich ausgestattet zeigen. Zunächst interessierte uns aber nur der Naturpool, den es übrigens auch an jedem Camp gab. Nach einer Runde schwimmen gabs dann tatsächlich ne Runde Cerveza und die Spielkarten wurden ausgepackt. Nach einem leckeren Abendessen mit Fisch wurde noch etwas weiter gespielt bevor wir alle gegen zehn unter den Moskitonetzen verschwanden.
Tag 2: Der wohl härteste von allen. Um halb 6 gabs Frühstück, danach sattelten wir die Hühner. Der Tag begann mit Berg 2, der es um diese Uhrzeit auch schon in sich hatte. Madame bewegte sich ab diesem Zeitpunkt komplett ohne Gepäck, da Camacho ihr Rucksackmonster kurzerhand über seinen warf. Krasser Typ! Trotzdem hing sie immer extrem weit hinter uns. Zum Glück wurde unsre Gruppe komplett geteilt, die beiden Deutschen mit Sergio hinter uns anderen, die wir doch relativ homogen waren. Gut die Jungs waren schon noch etwas schneller, aber es passte recht gut. Nach einer Orangenpause am Gipfel nach vielleicht 1 bis 1,5h gings wieder steil bergab und dann über relativ ebenes Gelände zu Camp 2, wo wir als erste Gruppe gegen 9 aufschlugen. Ab gings zum Baden in den Fluss, der schon ne ordentliche Strömung hatte. Und wir wussten, dass uns an diesem Tag noch eine Flussdurchquerung bevorstand. Wenn wir gewusst hätten, wie die werden sollte, wären wir wahrscheinlich umgedreht :P Nach ordentlich Plantschen und in der Sonne dösen gabs Mittagessen und gegen 11 waren wir on the road again. Die erste Flussüberquerung ging über eine recht abenteuerliche Hängebrücke, die es wohl überhaupt erst seit zwei Jahren gibt. Danach gings, wie könnte es anders sein, steil bergauf au Berg 3. Also wieder etwa eine Stunde hochlaufen. Kurz vor dem Gipfel begann es dann auch wie angekündigt zu regnen. Wir machten eine kurze Pause in der Hütte am Gipfel. Aber nicht etwa um den Regen abzuwarten, denn der drehte jetzt erst richtig auf. Es pisste wie aus Eimern, dazu gabs ein ordentliches Gewitter, doch wir mussten weiter. Der Weg nach unten hatte sich inzwischen schon in einen Bach verwandelt und alle Versuche, die Füße trocken zu halten, wurden nach Sekunden aufgegeben. Wir schwammen mehr hinunter als dass wir liefen und verloren jegliches Zeitgefühl. Kleinste Rinnsäle, die den Weg kreuzten hatten sich in reißende Gebirgsbäche samt Wasserfall verwandelt und mehr als einmal war ich froh, dass wir uns da gegenseitig durchhelfen konnten. Als wir endlich unten ankamen, trauten wir unsren Augen nicht. Der Fluss, durch den wir mussten und der normal nicht mal hüfthoch ist und gemächlich dahinfließt, entpuppte sich als reißendes Etwas, das braune Wassermassen durch die Gegend schoss. Nach und nach sammelten sich dann dort alle Gruppen, etwa 40 bis 50 Touris plus Guides. Nun hieß es abwarten, die Guides waren sich einig, es müsste besser werden. So standen wir im strömenden Regen, zitterten und klapperten vor Kälte und warteten. Irgendwann schafften die Guides es dann, ein Seil hinüber zu bringen und zu befestigen. Karsten, du und alle anderen Kletterer, ich eingeschlossen, wären über die Art entsetzt gewesen... Wie durch ein Wunder hats aber gehalten. Nun begannen die Guides zunächst mal, die Verpflegung rüber zu schaffen, denn die Pferde konnten hier echt nicht durch. Danach hieß es, unse Rucksäcke wären dran ohne uns. Ich war natürlich wieder ganz vorn, denn ich wollte nur noch rüber und ins trockene Camp, also war mein Rucksack der erste.
Der Typ, der ihn transportierte, nahm gleich zwei, meine lose in der Hand überm Kopf. Mir war echt schlecht und ich konnte nicht hinsehen. Da war alles drin, v.a. die Kamera! Gut, die war dreifach geschützt, Plastiktüte im Ocean Pack unter der Rucksackregenhülle. Hätte es den Typen aber reingehauen, wäre er weg gewesen. Aber ich hatte Glück, er kam rüber und dank der über Kopf Position auch fast komplett trocken. Nachdem der wichtigste Teil also geschafft war, gabs für mich auch kein halten mehr und da sich bei den meisten die Begeisterung noch in Grenzen hielt, war ich als dritte an der Reihe. Mit einer vogelwilden Seilkonstruktion um Bauch und Beine (will nicht wissen, was gewesen wäre, wenns mich zerlegt hätte...) wurde ich ans Seil gebunden und durft rüber. Eigentlich hat das mehr gestört als geholfen, ebenso der Typ neben mir der mich festgehalten hat (oder doch sich an mir?!?), denn mit beiden Händen am Seil fühlte ich mich doch recht sicher und in Panik verfallen, wenns spannend wird, gehört ja auch nicht zu meinen Hobbies... Das Halteseil war aber echt wichtig, denn die Strömung war schon echt krass. So kam ich aber gut rüber ohne weggerissen zu werden und wurde wieder mit meinem Rucksack vereint. Der Regen hielt übrigens nach wie vor an und schien eher stärker zu werden. Später stieg das Wasser sogar so stark, dass die letzten wirklich am Seil durchgezogen wurden ohne Bodenkontakt. Alle Rucksäcke schafften auch ihren Weg, wenn auch teils völlig durchnässt. Als die ersten 5 drüben waren, was echt dauerte, durften wir zum Camp los laufen. Ein trockenes Dach über dem Kopf kann echt beschleunigend wirken, und wir rannten mehr als dass wir liefen. Und jubelten als sich nach vielleicht ner halben Stunde gegen 6 Uhr das Camp vor uns zeigte. Dort saß schon bei nem heißen Kaffee eine Gruppe, die die 5 Tagestour machte und vor dem Regen ankam. Wie die schauten, als sie meine Fotos sahen! Dann hieß es endlich was trockenes anziehen. Mein Rucksack war echt trocken, innen zumindest und es wurden alle Klamotten, die verfügbar waren angezogen. Nach und nach tröpfelte auch unsre Gruppe ein. Zuletzt, ja klar, die beiden Deutschen und mit den nassen Sachen durch uns trockene frierende Menschen bis zum Stockbett. Ohne Worte... Alles andere Nasse hing außen unterm Dach! Trocken gelegt wurden wir dann noch mit heißem Kaffee versorgt, man kann mich manchmal schon leicht glücklich machen. Sogar ohne Milch drin! Dann wurde wieder Karten gespielt und bald gabs Essen. Danach, gegen 9, fielen alle wie tot ins feuchte Bett.
Tag 3: Früh wie immer begann der Tag mit dem Frühstück, das Wetter war prima und der reißende Fluss hatte sich in ein schönes gemütliches Flüsslein verwandelt. War auch gut so, denn heute mussten wir da gleich dreimal durch. Schnell gings los, den letzten Kilometer zur Ciudad Perdida zurücklegen und die erste Flussdurchquerung. Dann gings aber nochmal angebliche 1200 Stufen hoch, nass und rutschig, die Stadt lag nochmal 300m über uns auf 1200m Höhe. Schnaufend und schwitzend und Rory auch noch kotzend gings nach oben. Immerhin nur mit leichtem Gepäck, sprich Wasser und Kamera. Schon krass, die Stadt gabs etwa seit dem 4. Jahrhundert nach Christus und hielt sich über 1000 Jahre bis die Spanier nervten und sie aufgegeben wurde. Dann wurde sie erst 1975 wieder entdeckt von einigen Grabräubern oder sowas, die auf der Suche nach alten Schätzen waren. Schon irgendwie toll, nicht wie in Machu Picchu, hier waren wir wirklich allein. Heißt Bilder ohne Touris drauf. Toll! Ganz oben angekommen konnten wir den Blick auf die Terrassen genießen, die Anstrengungen waren vergessen. Nach einiger Zeit gings dann wieder runter. Jetzt kotzte auch noch Robert, dafür hatte Rory das schlimmste hinter sich... Es ging zurück ins Camp, die inzwischen getrockneten Sachen wurden eingesammelt und es gab Lunch. Danach gings zurück bis zu Camp 2. Lächerlich der Fluss konnte ganz leicht durchquert werden, ohne Seil und mit trockenem Rucksack. Vgl. die beiden Fotos... Auch der weitere Weg den Berg hoch war nichts verglichen mit dem Tag davor. Nur ein paar Pfützen und Rinnsäle... Allerdings zog der Himmel schon wieder zu. Oben auf dem Berg gabs wieder den obligatorischen Obststopp und wir trafen auf den ersten Gegenverkehr, den wir mit unsren Fotos vom Fluss schockieren konnten. Runterwärts wars echt hart, die Beine brannten und unsere Füße waren dank ständig nasser Socken auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Ein Blasenpflasterhersteller könnte im Camp mit Sicherheit zu Reichtum kommen... Irgendwie quälten wir uns hinunter und über die Brücke, als es leicht zu regnen anfing. Wir gaben Gas und schafften es. Gerade als es richtig anfing, bogen wir in die Zielgerade ein und gelangten ins Camp ohne uns auswinden zu können. Aber genau rechtzeitig gegen drei Uhr, um unter der Regenrinne duschen zu können. So einen Wasserdruck hatte noch keine Hosteldusche überhaupt! Es pisste wie aus Eimern über mehrere Stunden. Unsre beiden besonderen Freunde kamen völlig durchweicht an. Im Riesenrucksack fand sich scheinbar keine Regenjacke! Mitleid? Sorry, war leider grade aus! Hat nur für ne klare Ansage gereicht, was man mit nassen Sachen macht! Den restlichen Nachmitag verbrachten wir mit Lesen, Kaffee trinken und Spielen. Abends gabs Nudeln, jetzt war Fanny und Robert schlecht, scheinbar durfte jeder Mal! Zwischen 8 und 9 lagen wir im Bett.
Tag 4: Um 5 sollte es Frühstück geben, irgendwie wurde es doch später und statt um 6 gings erst um dreiviertel 7 los. Wir waren voller Elan, alle Blasen und Druckstellen waren versorgt und wir wollten nur noch zurück in die Zivilisation. Leider ging es nun auch noch Madame schlecht, aufgrund zweier Blasen konnte sie leider nicht mehr laufen und musste auf einem Pferd reiten. Was aber zumindest bergab total anstrengend war, wie sie später beklagte! Die soll doch Blasen am Arsch kriegen, die blöde Henne! Wir waren jedenfalls fit und stapften munter drauf los. Eine Stunde lang gings wieder nur bergauf, Pausen machten wir quasi gar keine bis wir nach knapp drei Stunden im ersten Camp ankamen. Vielleicht versuchten wir auch nur vor unsrem eigenen Gestank davon zu laufen, eine Mischung aus toter Kanalratte und nassem Hund. Im Camp gabs frischen Saft und Obst und schon gings weiter, der letzte Anstieg lag vor uns, die Sonne brannte runter, keiner hatte mehr Bock, stehen bleiben gabs aber nicht. Eine dreiviertel Stunde später war es geschafft, es ging nur noch bergab, das aber ordentlich. Halb rennend, halb rutschend gings hinunter. Mein Respekt vor mir selbst wuchs, hier bin ich hochgelaufen? Unglaublich! Und schon waren wir wieder am ersten Pool, wo schon einige badeten, die an diesem Tag erst starteten. Mit samter Hose sprang ich ins Wasser, konnte nicht mehr schlimmer werden. Dann gings zur letzten Etappe, das Mittagessen rief. Um halb zwei liefen wir dann fix und alle, aber unglaublich glücklich und zufrieden im Dorf ein, wünschten den Newbies viel Glück und ließen uns in die Stühle im Restaurant fallen. Nach einem mehr als verdienten Bier und dem Essen und dem Abschied von unsrem Camacho wurden wir in den Jeep verladen, die arme Deutsche, der es ja so schlecht ging, vorne am Fenster mit dem Typen, wir hinten zu zehnt. Muss wohl sehr unbequem da vorn gewesen sein. Zum Glück fuhren die beiden nur zu einem Hotel in der Nähe mit, dann konnten zwei von uns vor, die das recht angenehm empfanden. Und wir waren nicht mehr völlig eingequetscht. Schließlich kamen wir wieder in Taganga an.
Im Hostel vertrieben wir erstmal zwei Israelimädels aus dem Dorm. Ob es ihnen zu voll wurde oder ob es am Geruch lag, der aus unsren Rucksäcken drang, wissen wir nicht... Die Dreckwäsche Modell Sondermüll wurde abgeliefert und wir waren kurz darauf frisch geduscht unterwegs zum Pizzaessen. Geil, die war echt italienisch gut! Später am Abend trafen wir uns dann noch mit dem netten Teil der Gruppe, also allen außer zweien. Wobei Marina dieses Mal auch fehlte, jetzt war nämlich ihr schlecht. Anscheinend waren Forni und ich die einzigen, die ihr Essen in keine der beiden Richtungen unfreiwillig verloren hatten. Waren aber auch die einzigen, die schonmal in Indien waren, das härtet halt einfach ab... Auf jeden Fall gabs noch einen leckeren Mojito, bevor wir totmüde in unsre Hostelbetten kippten...
So, Respekt an alle, die bis hierher durchgehalten haben. Offensichtlich gibts bei diesem Blog keine Zeichenbegrenzung. Aber bevor meine Finger jetzt auch noch Blasen kriegen, hör ich lieber auf...
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